Jersey – Reisefreudiges Milchvieh

Das Jersey-Rind stammt offenbar aus Viehbeständen, die vom normannischen Festland auf die Kanalinsel Jersey gebracht wurden. Es wurde erstmals um 1700 als eigenständige Rasse registriert und gilt als eine der ältesten Rinderrassen der Welt. Zwischen 1798 und 2008 wurde das Jersey-Rind auf der Kanalinsel ohne Beeinflussung durch andere Rassen gezüchtet. Ab 1830 wurde die Entwicklung des Jersey-Rindes durch Zuchtprogramme beeinflusst, die vor allem Kühe züchteten, die durch ihren hohen Fettgehalt auffielen. Der Milchertrag von Jersey-Kühen stieg deutlich an, in England entstand eine sehr große Nachfrage nach Rindern von Jersey. Innerhalb weniger Jahre wurden jährlich 800 Kühe nach England exportiert, später wurden damit vor allem in Dänemark und den USA große Populationen aufgebaut.

Jerseys werden wegen ihrer hohen Milchleistung, ihrer Robustheit und ihres sanftmütigen Temperaments weltweit geschätzt und sind heute hinter den Holstein-Rindern die am zweithäufigsten verbreitete Milchviehrasse weltweit. Zur Berühmtheit hat es die Jerseykuh Evie 2019 durch die Titelrolle im Film „First Cow“ geschafft.


Der erste Kontakt mit dem Bio-Hof Brüel ist unerwartet. Riesige Hallen sind von der Straße zu sehen. Was es damit auf sich hat, sieht man dann aber schnell: ganz viele Rinder! Dass es sich dabei um einen Milchviehbetrieb handelt, erschließt sich im Hofladen. Dort gibt es nämlich mehrere Eisvariationen, die auf der gehaltvollen Milch der Jersey-Rinder (über 5% Fett) basieren.

1000 Rinder, Bio und Weidehaltung – was fast wie ein Widerspruch klingt, sieht bei näherer Betrachtung dann doch sehr kuhfreundlich aus. Die Tiere sind in kompletter Offenstallhaltung mit viel Platz untergebracht und haben Zugang zu entsprechend großen Weiden. Sie wirken, ganz Jersey-like, sympathisch, entspannt und neugierig, konmen gerne schnuppern und fressen und liegen zusammen, wie es ihnen gefällt.

Erst auf den zweiten Blick eröffnet sich, dass es sich bei dieser Kuhherde um die modernste Unterbringung nach Bio-Richtlinien handelt, die es derzeit in Europa gibt: Rauhfutter und Misten wird durch Roboter erledigt und die Kühe gehen nach Lust und Laune von selbst zur Melkmaschine. Überdehnte Euter von Hochleistungskühen sind hier nicht zu finden. Die beiden Vollzeitkräfte, die sich um die Herde kümmern, sorgen den größten Teil der Zeit nur noch dafür, dass es den Tieren gut geht.

Die für uns bestimmten Rinder stammen übrigens insbesondere vom männlichen Nachwuchs der fast schon niedlich zu nennenden Jersey-Rinder, der ja auf einem Milchhof nur sehr bedingt seinen Platz findet. Interessiert sind wir aber auch an der Mutterkuhherde aus Salers-Rindern, die als Weidetiere ebenfalls auf dem Hof leben. Die Milch dieser Rasse bildet die Grundlage für einen phantastischen Käse – den Salers. Noch ist die Herde klein, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden!